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Basellandschaftliche Zeitung 24. Juli 2006 - von Marc Schaffner
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LIESTAL. Seit letztem Jahr müssen sich die Schweizerinnen nicht mehr ausgeschlossen fühlen, wenn sie am 1. August die Landeshymne singen. Die Lehrerin Ulrike Pittner, Fachgruppenmitglied der Baselbieter Gleichstellungskommission, hat den Text leicht abgeändert und einige unzeitgemässe Formulierungen durch geschlechtsneutrale ersetzt. Vergangenes Jahr wurde die neue Version nur in Binningen und Bottmingen gesungen, doch diesmal könnten es einige mehr sein.

2005 seien die Gemeinden zu knapp vor dem 1. August informiert worden, erklärt die Musik- und Kulturpsychologin Stefanie Stadler. "Aber mehrere haben gesagt, dass sie es auch probiert hätten, wenn sie es früher gewusst hätten. Diesmal hat Stadler bereits Anfang Juni ein E-Mail mit dem neuen Text an alle Verwaltungen geschickt, in der Hoffnung, dass möglichst viele Gemeinden mitmachen. "Es würde Mut machen und zeigen, dass sie etwas verändern wollen", sagt Stadler.

Die Kulturpsychologin geht davon aus, dass sich auch eher konservativ eingestellte Leute mit dem Text anfreunden können: "Es sind kaum merkliche Veränderungen". So wird das "Vater-" zum "Heimatland", der männliche "Gott" zum geschlechtsneutralen "Göttlichen", und die "freien Schweizer" zu "all ihr Menschen". Viele sängen am 1. August nicht mehr mit, da sie über veraltete Formulierungen stolperten.

Klein anfangen, bis die ganze Schweiz mitmacht
Auf den Text von Ulrike Pittner ist Stadler per Zufall gestossen. Eine parlamentarische Kommission hatte sich vor zwei Jahren mit der Landeshymne beschäftigt, war aber zu keinem Resultat gekommen, das alle akzeptieren konnten. Pittners Version sei leider zu spät in die Diskussion eingeflossen. "Dabei ist sie so einfach und treffend", so Stadler. Es sei sowieso schwer, eine solche Änderung via Parlament von oben herab zu diktieren. Besser sei, unten anzufangen und die neue Version einfach in den Gemeinden zu singen. "Wir fangen klein an und schauen, wie es funktioniert", gibt sich Stadler hoffnungsvoll. Schön wäre es, wenn eines Tages die ganze Schweiz den Text übernähme.

Stadler misst dem Nationalfeiertag eine grosse Bedeutung bei, auch in der heutigen Zeit. Gerade für die Schweiz, die Mühe habe, zusammen zu halten, sei der 1. August wichtig. In anderen Ländern spiele die Sprache eine vereinigende Rolle, aber in der Schweiz sei der Zusammenhalt anders zu fördern. Ein wichtiger Akt sei etwa die Expo02 gewesen. Wie das Schweizerkreuz sei die Landeshymne ein wichtiges Symbol, findet Stefanie Stadler: "Es ist die akustische Visitenkarte der Nation."

Erst wenige haben den Text zur Kenntnis genommen
An der Bundesfeier in Binningen werden heuer der alte und der neue Text verteilt. "Die Bevölkerung wird sich ad hoc entscheiden", erklärt Petra Oppliger von der Gemeindeverwaltung. Ingrid Feltsch, Gemeindeverwalterin von Läufelfingen, hat den Text durchgelesen und findet ihn gut. Sie könne sich vorstellen, dass das etwas für die Jungbürgeraufnahme am 31. Juli sei. Die Läufelfinger Gemeindepräsidentin Margrit Balscheit findet die Version aber immer noch zu pathetisch: "Wenn schon etwas Neues, dann lieber etwas aus der heutigen Zeit, etwas Einfaches und Schlichtes."

In Laufen sei der Text kein Thema gewesen, da die Änderungen derart minim seien, so Gemeindeverwalter Martin R. Durthaler. Auch organisiere Laufen gar keine eigentliche Bundesfeier mit Ansprachen, sondern nur ein Sommerfest und ein Feuerwerk. Auch in Muttenz war die neue Textversion kein Thema, und die Verwaltungen von Gelterkinden, Birsfelden, Aesch, Pratteln haben das E-Mail von Stadler gar nicht zur Kenntnis genommen. Auch die Sissacher Gemeindepräsidentin Petra Schmidt hört erstmals davon. Sie habe kein Problem mit der männlichen Version.